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Heimatwerk Grafschaft Glatz
Heimatwerk Grafschaft Glatz e.V. (ehem. Glatzer Visitatur)

Minoritenkirche Glatz

Weihnachtsgruß von Weihbischof Hauke

„Lass mich dein lieber Bruder sein!“

 

In Schleswig-Holstein ist der heilige Vicelin bekannt. Er wurde um 1090 in Hameln geboren und nach dem Theologiestudium 1126 in Magdeburg zum Priester geweiht. 1149 wurde er Bischof von Oldenburg, aber er konnte seinen Bischofssitz aus politischen Gründen nicht einnehmen. Deshalb ging er nach Bosau, wo 1151 eine Bischofskirche gebaut wurde, die nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg ihre heutige Gestalt gefunden hat. Dazu gehören auch Malereien an der Brüstung der Empore.

Weihnachtsdarstellung von 1656, Foto: Reinhard Hauke
Weihnachtsdarstellung von 1656 in der St.-Petri Kirche in Bosau von Maler Hans Welker
aus Lübeck im volkstümlich naiven Stil. Foto: Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

„Jesu du kleines Kindelein, lass mich dein lieber Bruder sein.“ Dieses Gebet unter einer Weihnachtsdarstellung von 1656 schafft eine Verbindung zwischen dem Betrachter und der Krippendarstellung. Bruder und auch Schwester Jesu werden! – das ist die Einladung Jesu an uns alle. Zu den Brüdern und Schwestern zählen die zwei Hirten, die sich an der Krippe versammeln. Es zählen wohl auch die zwei Engel dazu, die sich anbetend und schützend vor das Jesuskind platziert haben und fast den Zugang zum Kind versperren. Auch Maria kniet vor ihrem Kind und hält einen Schleier fest, der wohl sonst über dem Kind liegt, damit es besser einschlafen kann. Wenn auch der Stern eine wesentlich größere Leuchtkraft hat als die Kerze des heiligen Josef, so ist doch seine Kerze der Versuch, hier die Heiligkeit des besonderen Ortes zu betonen, wie wir es tun, wenn wir eine Kerze zum Gebet anzünden. Es scheint selbst vom Kind ein Licht „Lass mich dein lieber Bruder sein!“ auszugehen, denn sein Platz ist hell erleuchtet und sogar das Kleid Mariens scheint davon einen Glanz zu bekommen.

An Weihnachten stehen viel Menschen vor den Krippendarstellungen in den Kirchen, auf den Plätzen, in den Schaufenstern und in unseren Wohnungen. Sie zeigen die besondere Zeit an, in der wir uns an die Menschwerdung des Gottessohnes in Bethlehem erinnern und dieses Ereignis mit Liedern und Gebeten feiern. Mit der Fürbitte, die unter unserem Weihnachtsbild zu lesen ist, bleiben wir vor der Krippendarstellung nicht unbeteiligt stehen, sondern stellen uns zu den zwei Hirten, den zwei Engeln und zu Maria und Josef. Bruder und Schwester Jesu können wir werden, weil Jesus uns dazu eingeladen hat. Alle, die den Willen Gottes tun, nennt Jesus Christus seine Brüder und Schwestern (vgl. Mt 12,50). Weihnachten ist also mehr als nur ein schönes Fest mit Geschenken und gutem Essen. Es schafft die Möglichkeit, in eine neue Familie eingebunden zu werden – in die Familie Gottes, zu der wir als Brüder und Schwestern gehören.

Der Künstler von Bosau war kein Rubens und kein Rembrandt, aber er hat mit einfachen Pinselstrichen gezeigt, was an Weihnachten möglich und nötig ist: In die Familie Gottes einzutreten und nach dem Willen Gottes zu leben, der uns frei und froh machen soll und kann, denn Gottes Plan haben die Engel auf den Hirtenfeldern von Bethlehem mitgeteilt: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens (Lk 1,14). Wie wichtig ist dieses Wort angesichts von Krieg und Unfrieden in der Welt. Durch uns kann hoffentlich ein wenig deutlich werden, dass die Engel eine Zusage an die Welt verkündet haben und nicht nur einen frommen Wunsch.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest und die Freude am neuen Leben durch das Kind von Bethlehem wünscht von Herzen

Weihbischof
Dr. Reinhard Hauke

 
 
 

Weihnachtspredigt des Großdechanten

„HERR, DU BIST IN DIE WELT GEKOMMEN“

 

Herr, du bist in die Welt gekommen,
hast sie in dich aufgenommen;
Dir sei Lob und Dank!
Bliebest hier, wohnst in ihr,
um ein armer Mensch wie wir zu sein.
Herr, so lass dein Werk gelingen,
lass den Geist die Welt durchdringen.
Dir sei Lob und Dank.

(aus dem Stundenbuch im Alltag)

Krippe in der Kirche in Bad Landeck, Foto: Klaus Güttler
Krippe in der Kirche in Bad Landeck, Foto: Klaus Güttler †

Liebe Landsleute und uns Verbundene,
dieses Gebet fand ich vor im Stundenbuch des Alltags. Das Foto aus der Kirche in Bad Landeck stammt vom verstorbenen Klaus Güttler und ist mir von seinem Bruder Peter zur Verfügung gestellt worden. Wer sich am alten Hirten stört, mag auf die junge Familie mit dem fröhlichen Kind schauen. Mich zieht der alte Hirt in den Bann. Das sind wir: Unsere Erlebnisgeneration der Vertreibung, die wir vor 76 Jahre als Kinder oder Jugendliche erlebt haben, ist ins Alter gekommen.

Wir ziehen Bilanz: Die Heimattreffen werden weniger, die Zahl der Teilnehmer bei den Wallfahrten in Telgte und Werl nimmt von Jahr zu Jahr ab. In Werl feiern die Schlesier und Grafschafter die Wallfahrt, ausgerichtet vom Hedwigswerk, seit drei Jahren zusammen.

Wir sind Menschen, die mit beiden Beinen auf der Erde stehen. Der Wirklichkeit sehen wir ins Auge und ziehen auch eine positive Bilanz. Wir leben als Menschen der Versöhnung, haben seit 1951 in der Charta der Heimatvertriebenen auf Rache und Vergeltung verzichtet. Wer immer seit 1971 in der Heimat war, hat Kontakte zu den jetzigen Bewohnern geschlossen, viele frühere Gemeinden haben geholfen Kirchen zu renovieren. Es gäbe noch viel zu berichten.

Jeder mag wie der altergraute Hirt innehalten vor dem menschgewordenen Gottessohn: Wofür darf ich dankbar sein in meinem Leben? Auf was darf ich mich einstellen, wenn der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier uns auf rauhe Zeiten einschwört und der Redakteur des Grafschafter Boten Georg Jäschke das Ende der Wohlfühlphase ausgerufen hat?

Wir haben unseren Eltern nach der Vertreibung erlebt, wie sie mit enormem Einsatz, Disziplin und Gottvertrauen schwierige Zeiten gemeistert haben. Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor unseren Eltern.

Ich will das Segensgebet aus dem Stundenbuch des Alltags jedem mit auf den Weg geben:
 
Gott segne unseren Lebensweg mit Orientierungszeichen
an den Abzweigungen.
Segne unseren Lebensweg mit Menschen,
die uns ein Stück begleiten.
Segne unseren Lebensweg am Ende mit der Tür,
durch die wir bei dir eintreten.

Mit besten Wünschen für das Fest der Menschwerdung Gottes und den Segen Gottes für 2023 – auch für Ihre Angehörigen

Ihr, Euer und Dein
Franz Jung, Großdechant

 
 

„HERR, DU BIST IN DIE WELT GEKOMMEN“

Liebe Landsleute und uns Verbundene,
dieses Gebet
„Herr, Du bist in die Welt gekommen, hast sie in Dich aufgenommen, Dir sei Lob und Dank!
Bliebest hier, wohnst in ihr, um ein armer Mensch wie wir zu sein.
Herr, so laß Dein Werk gelingen,
laß den Geist die Welt durchdringen.
Dir sei Lob und Dank.
Dieses Gebet fand ich vor im Stundengebet des Alltags. Das Foto aus der Kirche in Bad Landeck stammt vom verstorbenen Klaus Güttler und ist mir von seinem Bruder Peter zur Verfügung gestellt worden. Wer sich am alten Hirten stört, mag auf die junge Familie schauen mit dem fröhlichen Kind.
Mich zieht der alte Hirt in den Bann. Das sind wir: unsere Erlebnisgeneration der Vertreibung ist ins Alter gekommen, und es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen, 76 Jahre nach der Vertreibung, die die meisten von uns als Kinder oder Jugendliche erlebt haben.
Wir ziehen Bilanz: die Heimattreffen werden weniger, die Zahl der Teilnehmer bei den Wallfahrten in Telgte und Werl nimmt von Jahr zu Jahr ab und in Werl feiern die Schlesier und Grafschafter seit drei Jahren in der guten Ausrichtung durch das Hedwigswerk die Wallfahrt zusammen. Wir sind Menschen, die mit beiden Beinen auf der Erde stehen. Der Wirklichkeit sehen wir ins Auge und ziehen auch eine positive Bilanz. Wir leben als Menschen der Versöhnung, haben seit 1951 in der Charta der Heimatvertriebenen auf Rache und Vergeltung verzichtet, und wer immer seit 1971 in der Heimat war, hat Kontakte zu den jetzigen Bewohnern der Heimat geschlossen, viele frühere Gemeinden haben geholfen, Kirchen zu renovieren. Es gäbe noch viel zu berichten.
Jeder mag, wie der altergraute Hirt, selbst Bilanz ziehen vor dem menschgewordenen Gottessohn: Wofür darf ich dankbar sein in meinem Leben. Auf was darf ich mich einstellen, wenn der Bundespräsident Steinmeier uns auf raue Zeiten einschwört und der Redakteur unseres Grafschafter Boten Dr. Georg Jäschke das Ende der Wohlfühlphase ausgerufen hat?
Wir haben als Heimatvertriebene an unseren Eltern nach der Vertreibung erlebt, wie sie mit enormem Einsatz, Disziplin und Gottvertrauen schwierige Zeiten gemeistert haben. Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor unseren Eltern.
Ich will das Segensgebet aus dem Stundenbuch des Alltags jedem mit auf den Weg geben.

GOTT SEGNE UNSEREN LEBENSWEG
MIT ORIENTIERUNGSZEICHEN AN DEN ABZWEIGUNGEN;
 
SEGNE UNSEREN LEBENSWEG MIT MENSCHEN,
DIE UNS EIN STÜCK BEGLEITEN;
 
SEGNE UNSEREN LEBENSWEG AM ENDE MIT DER TÜR,
DURCH DIE WIR EINTRETEN DÜRFEN.

Mit besten Wünschen für das Fest der Menschwerdung Gottes und den Segen Gottes für 2023 - auch für Ihre Angehörigen

Ihr, Euer und Dein

Franz Jung, Großdechant
in: Grafschafter Bote, 12/2022

 

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