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Heimatwerk Grafschaft Glatz
Heimatwerk Grafschaft Glatz e.V. (ehem. Glatzer Visitatur)

Minoritenkirche Glatz

Aktuelles und Termine

Wallfahrtsplakat 2023PDF

Gott aber sei Dank!

1 Kor 15,57

 

76. Jahreswallfahrt
der Grafschaft Glatzer
zur Gnadenmutter von Telgte
25. und 26. August 2023

 

Viele Grafschafter Landsleute feierten das 40. Dienstjubiläum von Großdechant Franz Jung

76. Jahreswallfahrt der Grafschaft Glatzer zur Gnadenmutter von Telgte

Unter dem Motto „Gott aber sei Dank!“ stand bei der diesjährigen Glatzer Wallfahrt nach Telgte der Dank für die 40 Dienstjahre von Franz Jung als Großdechant im Vordergrund. Das Wallfahrtsmotto wurde daher in Abstimmung mit der Propstei in Telgte für die Glatzer Wallfahrt geändert, während das Leitwort der übrigen Telgter Wallfahrten 2023 der Ruf Jesu „Habt vertrauen! Ich bin es.“ (Mt 14,27) ist.
Am Sonnabend, den 26. August 2023, kamen wieder deutlich mehr Landsleute, Angehörige und Pilger als im Vorjahr nach Telgte. Nach einer heißen Woche mit 27-30 °C Hitze hatte sich das Wetter auf angenehme Temperaturen um 20 °C abgekühlt.
Schon bei der Ankunft bemerkte man die ersten Änderungen. Das übliche Parkverbot war auf ein kurzes Stück der Straße zwischen dem Knickenbergplatz und der Wallfahrtskirche begrenzt. Vor dem Mühlenhof parkten Autos. Die Zentralstelle Grafschaft Glatz hatte ihren Stand daher direkt auf dem Kardinal-von-Galen-Platz gegenüber der Wallfahrtskirche aufgebaut. Es wurde eine breite Vielfalt von Büchern, Karten usw. erstmals gegen Spende angeboten. Nur Anstecknadeln, Stofftaschen und kostbare Bücher wurden zum Festpreis verkauft. Zum ersten Mal dabei war auch Dorothee Hirth, die gute Seele unserer Geschäftsstelle in Lüdenscheid.
Fleischermeister Grämmel aus Detmold war mit seinem Stand aber am gewohnten Platz und verkaufte auch schon am Morgen heiße Würstchen. Der schlesische Bäcker mit Mohn- und Streuselkuchen stand nur mit einem kleinen Wagen daneben und verkaufte aus der Hecktür. Weil er zu Beginn der Festmesse schon alles ausverkauft hatte, war der Stand bereits am Vormittag wieder verschwunden.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Blick in die Kirche vor der Festmesse
Blick in die Kirche vor der Festmesse

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Einzug in die Kirche bei der Festmesse
In die Festmesse in der wieder bis zur letzten Reihe sehr gut besetzten Propstei- und Wallfahrtskirche St. Clemens zog nur noch das Banner der Wallfahrtsgilde Telgte ein. Die gewohnten Banner und Fahnen der Grafschaft Glatz waren nicht mehr dabei. Es folgten die Grafschafter Priester unter Präses Dr. Marius Linnenborn, weitere Priester und Diakone aus der Grafschafter unter Begleitung des Telgter Propsts Dr. Michael Langenfeld. Großdechant Franz Jung hatte aus gesundheitlichen Gründen bereits hinter dem Altar seinen Platz eingenommen.
 
76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Propst Dr. Michael Langenfeld
Propst Dr. Michael Langenfeld richtete herzliche Begrüßungsworte an die Wallfahrer und insbesondere an den Jubilar Großdechant Franz Jung. Er betonte, dass die Grafschaft Glatzer Wallfahrt für ihn seit neun Jahren immer etwas besonderes sei, weil die Glatzer als einzige immer mit mehreren Priestern kämen. Präses Dr. Marius Linnenborn begrüßte dann die Landsleute und den Grafschafter Klerus sehr herzlich.
 
76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Dr. Georg Jäschke als Lektor
Als Lektor wirkte auch Dr. Georg Jäschke als Vorsitzender des Heimatwerkes Grafschaft Glatz mit. Es wurden die traditionellen Lieder aus der Schubert-Messe gesungen.
 
76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Präses Dr. Linnenborn
In seiner Predigt ging Präses Dr. Marius Linnenborn besonders auf den „Dank der Heimatvertriebenen“ ein (siehe Predigttext). Der Verlust der Heimat mit ihren Dörfern und Häusern habe viel Schmerz verursacht. Die Nachgeborenen könnten aber von der Erinnerung zehren. Wir sind daher voller Dankbarkeit für die Kontakte und die Unterstützung beim Neubeginn in der neuen Heimat. Auch für das Lebenswerk des Großdechanten sind wir dankbar, und besonders, dass Franz Jung als Großdechant ausgewählt wurde, obwohl er als Dritter auf der Liste der Kandidaten stand. Ebenso sind wir Grafschafter mit unserem Großdechanten dankbar für die Menschen, die mitgearbeitet haben, sowie für die Gedenktafeln und Steine, die an uns in der alten und neuen Heimat erinnern.
Großdechant Franz Jung hat die Missionare besucht und die Heimat in Gott verkündet. Die letzte Heimat aber schenkt uns Gott. Der Dank für sein Lebenswerk zeigt sich auch in der Festschrift. Sie ist Anlass zur Freude. Der Großdechant kann nicht mehr reisen, sondern er ist jetzt für uns da – für eine innere Verbundenheit. Mit Zuversichtlich können wir so in die Zukunft blicken und froh gestimmt weiterleben. Gott sei Dank!
Die Kollekte ist für die Grafschafter Arbeit bestimmt.
 

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Grafschafter Klerus am Altar
Unser Grafschafter Klerus am Altar

Nach der Gabenbereitung und Kommunion segnete der Präses Dr. Linnenborn die Wallfahrer. Es folgte das Grafschafter Marienlied „Über die Berge schallt“ als Schlusslied. Nach dem Auszug versammelten sich die Mitwirkenden zum Schlussbild vor den Fotografen.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Gruppenbild der Priester und Diakone mit den Messdienern und Bannerträgern
Gruppenbild der Priester und Diakone mit den Messdienern und Bannerträgern

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Großdechant Prälat Franz Jung und Präses Dr. Marius Linnenborn
Großdechant Prälat Franz Jung und Präses Dr. Marius Linnenborn
 

Nach der Festmesse waren die üblichen Gelegenheiten zur Begegnung und zum Austausch.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Erbsensuppe der Malteser
Die Malteser hatten ihren gewohnten Standort mit der Erbsensuppe jedoch auch nicht mehr auf dem Knickenbergplatz sondern standen direkt an der Wallfahrtskirche.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: schlesische Wurst von Fleischerei Grämmel
Am Mittag schmeckte auch die schlesische Wurst von Fleischerei Grämmel besonders gut.

Auch andere schlesische Wurst wurde eifrig gekauft und mitgenommen. Alle Stände wurden von den Grafschafter Landsleuten wieder gut besucht.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Präses Dr. Marius Linnenborn am Stand des „Grafschafter Boten“
Präses Dr. Marius Linnenborn besuchte den Stand des extern „Grafschafter Boten“.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Am Stand der Zentralstelle Grafschaft Glatz
Am Stand der Zentralstelle Grafschaft Glatz mit Christian Drescher, Dr. Georg Jäschke, Daniel Spitzer, Dorothee Hirth und Reinhard Schmidt (v.l.n.r.)

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Am Stand der Zentralstelle Grafschaft Glatz
Am Stand der Zentralstelle Grafschaft Glatz war zeitweise viel Betrieb.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Martin Urner (re.) und Daniel Spitzer (li.)
Martin Urner (re.) übergab die Fahne der Heimatgemeinschaft von Altweistritz an Daniel Spitzer (li.) zur Aufbewahrung durch die Zentralstelle.
 

Im Pfarrzentrum war wieder der Missionsbasar geöffnet, für den die Grafschafter Gemeinschaft – die ehemalige Grafschafter Jugend – zuständig ist. Dessen Erlös ist für die Missionare vorgesehen. Im Pfarrsaal verkauften die fleißigen Damen Kaffee und gespendeten Kuchen. Es ist ein beliebtes Treffen zum Gedankenaustausch. Auch wurden wieder Karten, Bücher und Hefte für den guten Zweck verkauft. Am Verkaufsstand des Großdechanten wurde auch das neue Buch „Erinnerung und Versöhnung“ zum Sonderpreis verkauft.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Blick in die Kirche zur Feierstunde
Die übliche Anbetungsstunde von Ehepaar Barbara und Arnold Bittner entfiel für die Feierstunde aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums von Prälat Franz Jung als Großdechant, die viele Landsleute auch zahlreich besuchten.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Grafschafter Chor unter der Leitung von Georg Jaschke
Die Feierstunde wurde vom Grafschafter Chor unter der Leitung von Georg Jaschke musikalisch begleitet wurde.
Dr. Georg Jäschke begrüßte die Teilnehmer und überbrachte Großdechant Franz Jung als Vorsitzender des Heimatwerkes die ersten Glückwünsche (siehe Ansprache). Propst Dr. Michael Langenfeld gratulierte dann als Hausherr der Wallfahrtskirche und überreichte ein kleines Geschenk.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Telgtes Bürgermeister Wolfgang Pieper
Telgtes Bürgermeister Wolfgang Pieper würdigte das Wirken des Großdechanten und übergab ihm zur Erinnerung ein kunstvoll gefertigtes Stück Holz der Telgter Marienlinde als Geschenk.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Manfred Spata als Herausgeber der neuen Festschrift
Anschließend präsentierte Manfred Spata als Herausgeber die neue Festschrift mit dem Titel „Erinnerung und Versöhnung“, in der der „Kirchenhistorische Arbeitskreis der Grafschaft Glatz“ als viertes Buch das 40-jährige pastorale Wirken des 14. Großdechanten der Grafschaft Glatz dokumentiert hat.

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Großdechant Prälat Franz Jung
Der Großdechant nahm die Glückwünsche entgegen und bedankte sich im Sitzen mit einer Dankesrede, ...
 

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: sieben Kerzen auf dem Altar
... bei der auch sieben Kerzen auf dem Altar entzündet wurden.

Anschließend feierte Präses Dr. Marius Linnenborn eine kleine Schlussandacht mit sakramentalem Segen, mit dem die Wallfahrt zu Ende ging.

© Text und Fotos: Christian Drescher, extern www.grafschaft-glatz.de
Stellvertretender Vorsitzender der Zentralstelle Grafschaft Glatz/Schlesien e.V.

 

Die schlesische Heimatzeitung extern „Grafschafter Bote“ hat in ihrer Ausgabe von Oktober 2023 diesen Bericht auf drei Seiten abgedruckt:

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Bericht im „Grafschafter Boten“
76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Bericht im „Grafschafter Boten“
76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Bericht im „Grafschafter Boten“

 

Petrus scheint ein Verbündeter der Grafschafter zu sein. Nach tagelangem regnerischem Wetter stellte sich pünktlich zum Beginn der Wallfahrt am Freitagnachmittag Besserung ein, auch am Sonnabend blieben die Himmelsschleusen dicht, ideale Bedingungen für die diesjährige Wallfahrt der Grafschafter, die unter dem Motto „Gott aber sei Dank!“ (1 Kor 15,57) stand.
Auch die Teilnehmerzahlen waren subjektiv gefühlt höher als im letzten Jahr, was wohl darauf zurückzuführen war, daß viele Wallfahrer der Feier des 40jährigen Dienstjubiläums von Franz Jung als Großdechant beiwohnen wollten. Nach der Eröffnung durch die feierliche Vesper referierte Prof. Dr. Michael Hirschfeld als ausgezeichneter Kenner des Grafschafter Episkopates im gut gefüllten Gemeindeheim über wichtige Stationen im Leben des Jubilars, die einen anschaulichen Überblick über die Aufgaben des Großdechanten in heutiger Zeit gaben (siehe Vortragstext). In der Andacht mit anschließender Lichterprozession um die Kirche beschäftigte sich der Zelebrant des Abends, Pater Hubertus Deuerling (Münster), entsprechend dem Wallfahrtsmotto in seiner Predigt mit der Frage „Wofür wir heute noch danken?“ (vgl. Predigttext) Insgesamt wurden die Wallfahrer durch das Programm des Freitags in angemessener Form auf das Feierlichkeiten am Sonnabend eingestimmt.

Dr. Georg Jäschke

 

Historische Rückblicke zu 40 Jahren Großdechant Franz Jung

Die Aufgaben des Großdechanten bis in die heutige Zeit

Festvortrag zum 40jährigen Großdechanten-Jubiläum von Prälat Franz Jung am Freitag, 25. August 2023 im Pfarrheim der Propsteikirche St. Clemens in Telgte

76. Glatzer Wallfahrt nach Telgte 2023: Bericht im „Grafschafter Boten“
V.l.n.r.: Prof. Dr. Michael Hirschfeld, Dr. Marius Linnenborn, Dr. Georg Jäschke, (sitzend) Großdechant Prälat Franz Jung, Propst Dr. Michael Langenfeld, Manfred Spata. Foto: Peter Güttler

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Es ist ein froher Anlaß, der uns heute zusammenführt. Ein Anlaß, den Großdechant Franz Jung sich schon vor Jahren sehnlich zu erleben gewünscht hat. Öfter jedenfalls hörte man aus seinem Mund die Absicht, die Amtszeit seines dienstältesten Vorgängers Joseph Knauer, der es ab 1810 als erster in der Reihe der Großdechanten auf 33 Jahre gebracht hat, zu übertreffen. Wenn ich der Zählung von Aloys Bach aus dem Jahre 1841 folge, der den damals amtierenden Großdechanten Knauer als 36. Amtsinhaber auflistet, dann ist Franz Jung der 49. Dechant in Folge. Unter den Dechanten freilich macht ihm Karl Winter Konkurrenz, der von 1767 bis 1808 41 Jahre amtierte. Zweifellos ist Franz Jung aber der 14. und letzte mit dem weltweit einmaligen Titel eines Großdechanten. Zudem wird Prälat Jung auch als derjenige Inhaber dieser geistlichen Würde in die Geschichtsbücher eingehen, dessen Portfolio an Aufgaben sich im Laufe seiner Amtszeit am stärksten gewandelt hat.
Ging es bei der Bestellung der Dechanten anfangs darum, die kirchliche Jurisdiktion des Erzbischofs von Prag in der Grafschaft Glatz durch Ernennung eines erzbischöflichen Vikars zu sichern, kam mit der Annexion der Grafschaft durch Preußen im 18. Jahrhundert die staatliche Komponente eines Königlichen Dechanten hinzu. Da das Glatzer Land zu klein und zu wenig finanziell leistungsfähig war, um ein eigenes Bistum zu bilden, begnügte sich der preußische König mit Maßnahmen, die auf eine Rangerhöhung des Dechanten und Vikars abzielten. Immerhin hatte das preußische Allgemeine Landrecht von 1794 in seinem Paragraphen 138 festgelegt, daß ein auswärtiger Bischof Jurisdiktionsrecht dann besitze, wenn er über einen staatlich genehmigten Vikar verfüge. Eben genau dies war in der Grafschaft Glatz der Fall. Der Prager Oberhirte schlug in der Folge bei Vakanz einen geeigneten Grafschafter Pfarrer als Amtsinhaber der staatlichen Behörde in Berlin vor, diese sprach die Ernennung zum Dechanten bzw. Großdechanten aus, und der Erzbischof nahm die Bestellung des Ernannten zum fürsterzbischöflichen Vikar vor.
Aus heutiger Sicht bemerkenswert erscheint die Tatsache, daß ein konkreter Aufgabenkatalog des erzbischöflichen Vikars und königlichen Dechanten in der Fachliteratur keine Rolle spielte. Der Schulrat Franz Volkmer etwa, der 1894 eine „Geschichte der Dechanten und Fürsterzbischöflichen Vikare der Grafschaft Glatz“ vorlegte, interessierte sich primär für die Dotation der Amtsinhaber. Ich möchte Sie jetzt nicht mit einzelnen Zahlen langweilen, aber Ihnen das Ergebnis von Volkmers Rechenexperimenten nicht vorenthalten. Die Großdechanten waren demnach auf die Einkünfte aus ihrer jeweils beibehaltenen Pfarrei angewiesen, weil sie als Vikare nur Zinsen aus dem Dekanatskapital von 1628 bezogen, wozu Stolgebühren für die Beerdigungen von Grafschafter Geistlichen traten. Eher zu vernachlässigen waren die zusätzlichen Einkünfte aus der Verwaltung einiger Stiftungen. Das Salär eines Kanzlisten und eines Vertreters in der Pfarrei bei häufiger Ortsabwesenheit mußte der Großdechant selbst tragen. Erst 1841 wurde eine jährliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 400 Talern aus dem Säkularisationsfonds genehmigt. Erst unter Großdechant Anton Ludwig (1846-1869) wurde ein Priester als Sekretär zur Erledigung der laufenden Geschäfte angestellt, zunächst privat, später amtlich. Finanziell mußten sich die Großdechanten nach und nach ein gesichertes Auskommen durch Eingaben bei der preußischen Regierung allmählich erkämpfen.
Was aber waren nun die Aufgaben eines Großdechanten im 19. Jahrhundert über die Repräsentation des Erzbischofs vor Ort hinaus? Er nahm die kanonischen Visitationen der Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen vor. Er kümmerte sich um die Geistlichen in den Pfarreien und sorgte für Vertretungen in Fällen von Alter, Krankheit und Vakanz von Pfarrstellen. Er begleitete den Prager Erzbischof oder Weihbischof auf dessen in etwa zehnjährigen Abständen abgehaltenen Firmungsreisen durch die Grafschaft. Er visitierte bis zum Kulturkampf die Volksschulen, und er war für die Führung von Registratur und Archiv verantwortlich. 1920, anläßlich der Erhebung zum Generalvikariat, wurde dann der Aufgabenkatalog schriftlich fixiert und erheblich erweitert, war der Generalvikar doch angesichts der zwei Jahre zuvor erfolgten Gründung der Tschechoslowakei mehr denn je zum selbständigen Handeln genötigt. Zuletzt hat Kardinal Kaspar von Prag die Vollmachten im Nachgang zur Ernennung des Glatzer Stadtpfarrers Dr. Franz Monse (1882-1962) zum Generalvikar und Großdechanten 1938 neu zusammengestellt. Demgemäß erhielt er ein mandatum speciale u.a. bezüglich der Versetzung von Kapläne und Kuraten. Des Weiteren durfte er Kirchen und Kapellen benedizieren und Pfarrkonkursprüfungen abhalten. Über alles hatte er dem Erzbischof Bericht zu erstatten. Wichtigstes Privileg war aber die Teilnahme an der jährlichen Versammlung der Fuldaer Bischofskonferenz. Großdechant Monse war 1948 vom Prager Erzbischof Josef Beran als Generalvikar bestätigt worden, und zwar um den Lebenswandel der Priester des Generalvikariats Glatz in der Vertreibung zu überwachen und zu inspizieren. Mit der Bestellung des nächsten Großdechanten Leo Christoph (1901-1985), nun mit der Bezeichnung Kanonischer Visitator, gab es 1963 einerseits schon eine Veränderung in der Amtsbezeichnung, das Selbstverständnis der Amtsführung war bei ihm und bei seinem Nachfolger Paul Sommer (1917-1983) jedoch von dem Bewußtsein der Kontinuität des Wirkens in der verlorenen Heimat geprägt. Beide waren schließlich noch vor 1945 zu Priestern geweiht worden, also im Erzbistum Prag inkardiniert. In der von Josef Kardinal Frings, dem Erzbischof von Köln und seinerzeitigen Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz, ausgestellten lateinischen Ernennungsurkunde für Leo Christoph wird dann auch als erste von drei Aufgaben das „advigilandi et inspiciendi vitam et mores cleri glacensi hoc tempore expulsi“ wiederholt. Ausdrücklich ergänzt war dort der Hinweis auf die Mitgliedschaft auch des Kanonischen Visitators in der Fuldaer Bischofskonferenz sowie der Auftrag, dem wandernden Grafschafter Volk das Wort Gottes zu verkündigen.
Unter Franz Jung hingegen starb die wirkliche Erlebnisgeneration allmählich weg und ausgeprägte Bekenntnis-Grafschafter unter deren Nachfahren, nach und nach schon im Westen geboren, übernahmen die Verantwortung. Zwangsläufig bedeutete dies, daß sich die Akzentsetzungen der Seelsorge Stück für Stück verändern mußten, war doch die jüngere Generation kaum belastet von den Traumata des Heimatverlustes 1946. Im Ernennungsschreiben von Joseph Kardinal Höffner, dem seinerzeitigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, für Franz Jung zum Kanonischen Visitator für die Priester und Gläubigen aus der Grafschaft Glatz, die vom 29. September 1983 datiert, ist zu lesen, daß seine Sorge dem „geistlichen Wohl“ der aus der Grafschaft stammenden Katholiken gelten sollte. Ausdrücklich wurde zudem darauf hingewiesen, daß mit der Aufgabe keinerlei Jurisdiktion verbunden sei. Immerhin blieb die Mitgliedschaft in der Deutschen Bischofskonferenz zunächst erhalten, wenn auch ab 1984 ohne Stimmrecht, bis sie zum Jahresende 1998 ohne Not beendet wurde. Wenn es eine Enttäuschung in 40 Jahren als Großdechant für Franz Jung gab, dann war es das Schweigen insbesondere der aus den Vertreibungsgebieten stammenden Bischöfe zu diesem Hinauswurf. Oft erzählt er, es sei allein der Urwestfale Reinhard Lettmann, Bischof von Münster, gewesen, der in seinem markanten Tonfall den Episkopat vergeblich beschworen habe, die „Brüder doch drin zu lassen“. Die zum 1. Januar 1999 in Kraft getretene Neuordnung der Vertriebenenseelsorge mit auf Zeit (fünf Jahre) ernannten Visitatoren, zu denen auch Franz Jung gehörte, bescherte als positive Frucht allerdings auch eine Präzisierung der Aufgaben: Es gehe
1. um Bewahrung der Identität,
2. um Brückenbau zu den heute im früheren Vertreibungsgebiet lebenden Menschen und
3. um die Ächtung von Vertreibungen insgesamt.
Die pastorale Betreuung der Menschen, die Franz Jung durch eine unermüdliche Reisetätigkeit zu Wallfahrten und Heimattreffen, durch unzählige Besuche bei Priestern und Ordensschwestern in aller Welt, nicht zuletzt durch Kontaktpflege mit Priesteramtskandidaten aus Grafschafter Familien, durch persönliche Anteilnahme an Freudentagen und Schicksalsschlägen vieler Familien, wie kein zweiter mit großem Elan gepflegt hat, stand über die äußere Zäsur der Degradierung vom Kanonischen Visitator zum „einfachen“ Visitator hinaus im Mittelpunkt. Wie oft hieß es anläßlich eines Priester- und Ordensjubiläums oder der Beisetzung eines Grafschafter Geistlichen: Der Großdechant war dabei. Der Großdechant sprach Worte des Gedenkens usw.
Gleichzeitig ging es zunehmend auch darum, die Steine reden zu lassen, sei es durch das Setzen von Gedenksteinen in den Aufnahmeorten im Westen, sei es durch die Schaffung von sichtbaren Gedenkorten in der heutigen Ziemia Klodzka. Die Kulturwissenschaft spricht dabei von Erinnerungsorten. Solche Erinnerungsorte werden insbesondere am Übergang vom Kommunikativen Gedächtnis, das drei bis vier Generationen währt, in das Kulturelle Gedächtnis geschaffen. An dieser Schwelle bewegt sich zumindest die zweite Hälfte des Wirkens von Franz Jung als Großdechant. „Nach uns werden die Steine sprechen.“ Diesen Satz diktierte er als Intention für die Aufstellung eines Gedenksteins in seinem Vertreibungsort Liesborn im Juni 2016 als zentrale Botschaft der Presse, die ihn gern aufgriff. Ich möchte jetzt nicht jedes der 40 Amtsjahre von Franz Jung hier chronologisch abhandeln und mich in einer Aufzählung seiner Leistungen ergehen. Diese können in den zahlreichen Würdigungen zu den verschiedensten Geburtstagen sowie Weihejubiläen der letzten Jahrzehnte nachgelesen werden. Stattdessen geht es mir darum, Zeichen zu setzen, wie es auch immer das Anliegen von Franz Jung war, der beispielsweise durch die Schaffung einer Vielzahl an Erinnerungstafeln und Gedenksteinen rund um die Propsteikirche St. Clemens in Telgte Zeichen gesetzt hat. Manche sprechen ja auch vom Grafschafter Park. Zeichen nach außen wurden auch durch die drei Festschriften gesetzt, die dem Großdechanten in den letzten zehn Jahren gewidmet wurden: zu seinem 75., seinem 80. Geburtstag und jetzt zum 40. Großdechanten-Jubiläum.
Ein Zeichen möchte ich setzen, indem ich einzelne Zäsuren im öffentlichen Wirken des Großdechanten herausstelle, die teilweise in den größeren Kontext der Geschehnisse in der katholischen Kirche Deutschlands und der katholischen Vertriebenen eingeordnet werden. Bei dieser Zeitreise wünsche ich viel Vergnügen und das Aufflammen mancher eigenen Erinnerungen, aber auch Verständnis dafür, wenn ich mich bei den Haltestationen sehr beschränke. Ich tue dies ganz im Sinne eines guten Rates, den mir mein Doktorvater mit auf den Weg gab: Als Historiker darf man nie alles erzählen, was man weiß!
Ich beginne mit der Einführung von Franz Jung als Großdechant am 16. November 1983 - die 40 Jahre sind am heutigen Tag also noch nicht ganz voll! - auf dem Annaberg bei Haltern. Die Ortswahl war sicherlich eine Anspielung auf den oberschlesischen Annaberg, in dessen Tradition dort seit 1946 jährlich zum Annafest eine große Vertriebenenwallfahrt stattfindet. Mehr noch war die Ortswahl der Tatsache zu verdanken, daß Franz Jung zu diesem Zeitpunkt Diözesanpräses der KAB im Bistum Münster war, eine Aufgabe, die er bis 1989 beibehalten sollte und die einen Arbeitsschwerpunkt im Gottfried-Könzgen-Haus auf dem Annaberg, dem diözesanen KAB-Bildungshaus, hatte. In der Rückschau interessant fand ich die Anspielung, die Reinhard Schindler als Sprecher des Grafschafter Familienkreises in seinem Grußwort in Haltern machte. Es sei „nicht vermessen, Parallelen zu ziehen zwischen … unserem neuen Großdechanten und Papst Johannes XXIII. Beide bäuerlichen Geschlechts, aus kinderreicher Familie stammend, beide durch ihre von innen kommende Fröhlichkeit und Frömmigkeit geprägt, beide überraschend in ihr Amt gewählt, ja selbst äußerlich können Ähnlichkeiten nicht ganz verleugnet werden“. Kurz vorher, am 2. Oktober 1983, war übrigens der Freiburger Theologieprofessor Karl Lehmann zum Bischof von Mainz geweiht worden, der als profilierte Gestalt den deutschen Katholizismus über Jahrzehnte, nicht zuletzt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, prägen sollte. Eine andere wichtige Gestalt im Episkopat, der Berliner Bischof Joachim Meisner, selbst Schlesier aus Breslau, war am 2. Februar zum Kardinal erhoben worden, der als besonders polenfreundlich geltende Sekretär der Bischofskonferenz Josef Homeyer hatte drei Tage vor der Einführung von Franz Jung, am 13. November 1983 in Hildesheim die Bischofsweihe erhalten. In Fulda war am 4. September mit Johannes Dyba ein besonders wortgewaltiger und wirkmächtiger Bischof an die Spitze des katholischen Vorortes getreten. Nicht zuletzt war im Juni die Weltaufmerksamkeit auf Johannes Paul II. gerichtet, der zum zweiten Mal seine polnische Heimat besuchte und in diesem Zusammenhang auch auf den St. Annaberg und nach Breslau, wenn auch nicht in die Grafschaft, kam.
Im Jahre 1996 bietet es sich an, innezuhalten, waren doch 50 Jahre seit der Vertreibung vergangen. Der Großdechant deutete im Vorwort zum „Rundbrief“ in einer Mischung aus Rückblick und Vorausschau seine Vision an: „Der Weg der Zukunft liegt in der Mitte, sich nicht abdrängen lassen als Ewig-Gestrige, sondern Dinge beim Namen nennen, Wege suchen und auch begehen, die ein neues Miteinander auch mit den Polen möglich machen“. Es gehe nicht nur um die eigene Gemeinschaft der katholischen Vertriebenen, sondern ebenso um Verständigung mit den heutigen polnischen Bewohnern der Grafschaft. Im Klartext war dies ein Aufruf, die gemütliche Ecke der Selbstbespiegelung des eigenen Schicksals zu verlassen und die Chancen, die sich durch den Fall des Eisernen Vorhangs ab 1990 boten, stärker zu nutzen. Ein wenig überrascht zeigte sich dann der Berichterstatter für die „Königsteiner Rufe“. In seiner Predigt habe Jung Bilanz über die Vertreibung und die Ereignisse in den 50 Jahren [gezogen]. Neben dem Unrecht der Vertreibung als menschenverachtende Praxis der Siegermächte“, so hieß es hier, „kamen auch überraschend viele positive Aspekte zur Sprache“.
Der nächste Einschnitt wäre 1998 zu setzen. Nicht allein, weil in diesem Jahr der „Rundbrief der Jungen Grafschaft“ zum „Rundbrief des Großdechanten“ aufgewertet wurde. Große Aufmerksamkeit weit über seine Grafschafter hinaus erzielte der Großdechant mit der von ihm maßgeblich initiierten Seligsprechung des 1942 im KZ Dachau umgekommenen Grafschafter Jugendseelsorgers extern Gerhard Hirschfelder. Das in Seligsprechungen erfahrene Bistum Münster und Bischof Reinhard Lettmann, der Franz Jung und die Glatzer schätzte, unterstützten das Vorhaben maßgeblich, so daß im September 1998 die Eröffnung des Verfahrens mit 1000 Gläubigen im Dom zu Münster gefeiert werden konnte. Durch die Predigt des Bischofs von Dresden-Meißen Joachim Reinelt und die Teilnahme des im diplomatischen Dienst des Vatikans stehenden Erzbischofs Erwin Josef Ender, beide gebürtige Grafschafter aus Neurode bzw. Steingrund, erhielt sie einen besonderen Akzent.
2001 ist eine von mir gewählte Station. Zwei Monate vor dem 65. Geburtstag erhielt der Großdechant am 2. Oktober im Historischen Rathaus der Stadt Münster das Bundesverdienstkreuz verliehen. Der Großdechant selbst sah darin weniger eine persönliche Würdigung als vielmehr eine Ehrung der Grafschafter Arbeit insgesamt. „Auf jeden Fall ist die Grafschaft Glatz, auch im politischen Bereich, ins gute Gerede gekommen“, schrieb er den „Rundbrief“-Lesern und schloß mit dem Satz „Bleiben wir gemeinsam auf dem Weg“, den man sicherlich als Initialzündung für weitere Veranstaltungen ansehen kann, die über den Rahmen der üblichen Wallfahrten nach Telgte, Werl und in die Grafschaft Glatz hinauszielten. Ausgangspunkte bildeten stets besondere Geburtstage und Jubiläen von Franz Jung: 2004 das 40jährige Priesterjubiläum verbunden mit 20 Jahren als Großdechant, 2008 das Silberjubiläum als Großdechant, 2010 die 200-Jahrfeier des Großdechanten-Titels, 2012 die Emeritierung, 2014 das Goldene Priesterjubiläum, 2017 die Nachfeier des 80. Geburtstags. Im Zweijahresrhythmus entwickelte sich ein Feierreigen, der nicht ausschließlich den jeweiligen Jubiläen galt, sondern die Intention verfolgte, die Grafschaft Glatzer als Gruppe enger zusammenzuführen. Was lange Zeit mit dem heute etwas antiquiert anmutenden Bild vom „Grafschafter Gottesvolk“ als Anrede in Predigten und Hirtenbriefen vielfach eher aus der räumlichen Distanz heraus durch frühere Großdechanten angelegt wurde, hat Franz Jung als Großfamilienfeste weiterentwickelt. „Wie eine große Familie“ seien die Glatzer äußerte eine Teilnehmerin der ersten in der Reihe der Begegnungen 2004 in Münster-Mecklenbeck. Mir scheint, als habe Franz Jung dieser Satz besonders berührt, wählte er ihn doch als Überschrift für den Bericht über die Feier seines 40-jährigen Priesterjubiläums. 2004 war für Franz Jung auch Zeit für eine Zwischenbilanz seiner Arbeit: So hätten in gut 20 Jahren 39 junge Männer aus Grafschafter Familienanteilen die Priesterweihe erhalten und zumeist auch bei der Telgter Wallfahrt den Primizsegen gespendet.
Lassen Sie mich im Jahre 2006 erneut zur Telgter Wallfahrt einen Stopp einlegen. Zur 60. Wiederkehr des „Treffens in Telgte“, wie man alliterierend und in Anspielung auf den berühmten Romantitel von Günter Grass sagen kann, konnte der Großdechant mit Erzbischof Ender, inzwischen Apostolischer Nuntius in Deutschland, und Bischof Reinelt gleich zwei Grafschafter im Bischofsamt begrüßen. Der Redakteur der „Westfälischen Nachrichten“ spielte in seinem Bericht auf das Motto des kurze Zeit später anstehenden Deutschland-Besuchs von Papst Benedikt XVI. an „Wer glaubt, ist nie allein“ und fand es gerade bei den Glatzern in Telgte bestätigt.
Gehen wir weiter in das Jahr 2010. Gut ein Jahr vor der Emeritierung aus Altersgründen erlebte Franz Jung den Höhepunkt seiner Tätigkeit mit der Seligsprechung von Gerhard Hirschfelder am 19. September 2010 in Münster – übrigens die erste Seligsprechung, die in Münster stattfand. Mit Kardinal Meisner, dem Prager Erzbischof Dominik Duka und dem Bischof von Schweidnitz Ignacy Dec waren prominente Vertreter aus allen drei Nationen zusammengetroffen. Ein Vierteljahrhundert vorher wäre so etwas kaum denkbar erschienen. Es zeigte sich, daß Franz Jung mit seinem beharrlichen Drängen auf die Seligsprechung – mehrere Reisen in den Vatikan sollten dem Anliegen Vorschub leisten – auf das richtige Pferd gesetzt hatte. In der Person Hirschfelders kristallisierte sich eine gemeinsame Identifikationsfigur für Deutsche, Polen und Tschechen heraus. Wenn auch Kardinal Meisner in seiner Predigt betont hatte, daß ein Seliger „kein Nationalheld, sondern ein Welt und Himmelsbürger Christi“ sei, ist er doch ein dauerhaftes Symbol , eine Identifikationsfigur für alle heute in der Grafschaft Glatz lebenden, aus ihr stammenden oder mit ihr verbundenen Menschen im 21. Jahrhundert. Den Beitrag von Franz Jung zu diesem Ereignis demonstriert wohl am besten der ihm bei einem großen Dankgottesdienst in Bad Kudowa am 10, Oktober 2010 verliehene höchste kirchliche Orden der Diözese Schweidnitz, das Stanislaus-Kreuz. Und die Münsteraner Bistumszeitung „Kirche und Leben“ würdigte den Großdechanten in einem Porträt mit der Überschrift „Weltbürger mit dem Auftrag zur Versöhnung“. Alles in allem war es mindestens für die Grafschafter das von Großdechant Jung in seinem Weihnachtsgruß 2010 beschworene „Jahrhundertereignis“.
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, nicht zuletzt aus Zeitgründen belasse ich es bei diesen Zäsuren, viele mehr wären noch zu nennen. Sie finden sie und vollständige Auflistungen aller Ehrungen die Franz Jung erhalten hat - sowohl von deutscher und polnischer, als auch von kirchlicher und stattlicher Seite – in der aktuellen, dritten Festschrift für den Großdechanten, die im April 2023 unter dem Titel „Erinnerung und Versöhnung. Beiträge zum Wirken von Großdechant Franz Jung für die Vertriebenen aus der Grafschaft Glatz von 1983 bis 2023“ aufgelistet. Auf diesen reich bebilderten Sammelband, den Manfred Spata im Aschendorff-Verlag in Münster herausgegeben hat, möchte ich empfehlend hinweisen.
Mancher Zeitzeuge mag sich jetzt fragen, wo denn die Jahre geblieben sind. Gut in Erinnerung habe ich noch die Predigt des inzwischen verstorbenen Görlitzer Bischofs Rudolf Müller anläßlich der 1000-Jahrfeier des Bistums Breslau vor fast einem Vierteljahrhundert im Breslauer Dom: Vor dir, o Gott, sind 1000 Jahre wie ein Tag. So lautete das sprechende Motto, entnommen aus dem 2. Petrusbrief (2 Petr 3,8) in Anlehnung an das alttestamentliche Buch der Psalmen (Ps 90,4). Etwas abgewandelt könnte man die Betrachtung der vier Dezennien des Großdechanten Franz Jung in dem Ausruf enden lassen: O Herr, vor dir sind 40 Jahre wie ein Tag! Ein 40jähriges Großdechanten-Jubiläum ist zwar in der Geschichte der kirchlichen Amtsträger der Grafschaft Glatz der letzten gut 200 Jahre einmalig. Wie eingangs bereits erwähnt. Da der Großdechant ja in seiner Funktion als Generalvikar und später als Kanonischer Visitator von 1920 bis 1998 Mitglied der Fuldaer bzw. der Deutschen Bischofskonferenz gewesen ist, sei eine Analogie zu einem entsprechenden Jubiläum im deutschen Episkopat gestattet. Am 24. Februar 2013 konnten in Münster Bischof em. Reinhard Lettmann, Weihbischof em. Max Georg Freiherr von Twickel sowie der Hamburger Alterzbischof Ludwig Averkamp ihr 40-jähriges Bischofsjubiläum begehen. Sie waren gemeinsam 1973 konsekriert worden. Herr, vor dir sind 40 Jahre wie ein Tag. Das mag sich auch der Trierer Bischof Michael Felix Korum gesagt haben, der 1921 nach 40 Jahren an der Spitze seiner Diözese verstarb, und der Osnabrücker Bischof Wilhelm Berning, der Großdechant Franz Monse und zahlreiche Grafschafter Priester nach der Vertreibung 1946 mit Offenheit in seiner Diözese aufnahm, setzte im Wortsinn noch eins drauf: Er starb im November 1955 nach 41 Bischofsjahren. Das mag für Franz Jung Ansporn sein, seine Kräfte zu bündeln und auch noch eins draufzusetzen und in einem Jahr sein 60-jähriges Priesterjubiläum an dieser Stelle zu begehen. Er selbst sagte mir zwar vor wenigen Tagen in einem Telefonat, er habe den von ihm gesteckten Aufgabenkatalog seiner Amtszeit im Grunde abgearbeitet. Alle Erinnerungsorte an die Grafschafter Arbeit seien geschaffen, eine Vielzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewonnen, das Haus also gut bestellt. Dem mag jeder hier Anwesende sicherlich beipflichten.
Zweifelsohne tendieren die Aufgaben einer rein pastoralen Sorge um die vertriebenen Grafschafter durch das Aussterben der unmittelbaren Erlebnisgeneration von Flucht und Vertreibung allmählich gegen Null. Es muß aber den künftigen Generationen bewußt gemacht werden, daß die Vertriebenenseelsorge für die Erlebnisgeneration über mehr als 50, 60, zum Teil 70 Jahre hinweg ein wichtiges Element war. Franz Jung hat das 1996 so treffend auf den Punkt gebracht: Er wisse jetzt, das „gerade die Treffen mit den Gleichgesinnten und vor allem die Wallfahrten ein Ventil waren, wo wir Dampf ablassen konnten, aber auch auftanken durften, wenn der Akku leer war. Ich bin sogar überzeugt, daß Treffen und Wallfahrten uns davor bewahrt haben, Revoluzzer als Heimatvertriebene zu werden.“
Gleichzeitig hat es in der Zukunft um eine Behauptung des geschaffenen Platzes in der Erinnerungskultur zu gehen. Wie wichtig es ist, sich nicht auf dem Bestand der einmal geschaffenen Erinnerungsorte auszuruhen, sondern auf diesem Feld wachsam zu sein, zeigt nicht zuletzt die in den letzten Jahren mancherorts mit harten Bandagen geführte und auf lokaler Ebene keineswegs abgeschlossene Diskussion um die „political correctness“ von Straßennamen. Daß eine „Glatzer Straße“ oder ein „Habelschwerdter Ring“ bald ebenso wenig salonfähig sein werden wie der letzte deutsche Kaiser als Namenspatron einer Universität scheint mir ein realistisches Szenario. Politik und Öffentlichkeit ganz unaufgeregt und sachlich vor Augen zu halten, daß jegliche Erinnerungskultur ein Kind ihrer Zeit ist und nicht ohne Not einem moralische Hype geopfert werden sollte, gehört für mich zu den zentralen Zukunftsaufgaben des Heimatwerks Grafschaft Glatz und seines Präses. Ohne die Verbissenheit und einseitige Rückwärtsgewandtheit, die Heimatvertriebene der Erlebnisgeneration in der Vergangenheit gelegentlich in Leserbriefen an den Tag gelegt haben, aber mit Biß und Kreativität, gilt es, das Erreichte in eine sich stetig wandelnde Gesellschaft einzubringen und die Stimme zu erheben. Ein weiteres Betätigungsfeld ergibt sich bei der Einbringung des Anteils der Glatzer in die Dauerausstellung des Museums Religio hier in Telgte und nicht zuletzt bei der notwendigen stärkeren öffentlichen Sichtbarmachung des Hauses Glatzer Bergland in Lüdenscheid als Erinnerungs- und Kulturort. Tragen wir daher gemeinsam dazu bei, das Wirken der Großdechanten, vor allem von Franz Jung, im kollektiven Gedächtnis zu bewahren und nicht in einer vom momentanen Zeitgeist bestimmten Kurzschlußreaktion einer damnatio memoriae zu unterwerfen. Denn die Gefahr besteht, daß über das heute in hellem Licht Erstrahlende in einigen Jahrzehnten der Mantel der Vergessenheit gebreitet wird. Gerade deshalb sind alle Grafschafter und ihre Nachfahren aufgerufen, das Friedens- und Versöhnungswerk von Großdechant Franz Jung fortzuführen. Möge es gelingen.

Von Prof. Dr. Michael Hirschfeld

Aus: Grafschafter Bote 11/2023

 

Dankbarkeit und Zuversicht

Predigt von Präses Dr. Marius Linnenborn in der Festmesse bei der Wallfahrt der Grafschaft Glatz

Welche Erinnerungen und Bilder kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie an „Heimat“ denken, liebe Schwestern und Brüder? Wahrscheinlich sind es zuerst Orte, Häuser und Kirchen, eine Landschaft; aber auch Menschen werden Sie vor sich sehen, die Gesichter von Eltern und Geschwistern, Großeltern, von Verwandten und Freunden; vielleicht auch Gemeinschaften, denen Sie angehören, Ihre Pfarrei – Menschen, von denen Sie den Glauben empfangen haben, durch die Sie sich im Leben und Glauben gestärkt und getragen fühlen. Diese Bilder und Gesichter werden Sie, wenn Sie selbst noch Erinnerungen an die Zeit dort haben, sicher mit der Heimat in der Grafschaft Glatz verbinden, aber wahrscheinlich auch mit den Orten, an denen Sie nach der Vertreibung aufgenommen wurden und mit der Zeit eine neue Heimat gefunden haben. Und noch eine zweite Frage möchte ich Ihnen stellen, liebe Schwestern und Brüder: Welche Gefühle empfinden Sie, wenn Sie an diese beiden Bereiche von Heimat denken, die Orte und die Menschen? Vielleicht ist es zuerst Melancholie in Verbindung mit Kindheitserinnerungen, die oft auch verklärt sind, denn so schön und gut, wie wir es in der Erinnerung haben, war es früher auch nicht immer. Vielleicht sind es aber auch Schmerz und Trauer über den Verlust der angestammten Heimat der Vorfahren. Aber vermutlich schwingen auch die Gefühle von Geborgenheit, Sicherheit und Zusammenhalt bei unseren Gedanken an die Heimat, von Dankbarkeit für die Aufnahme und Unterstützung, die unsere Familien trotz aller Schwierigkeiten erlebten, der Dank für den Neubeginn, der gemeinsam in der Familie und in der Verbundenheit der Grafschafter geschafft wurde. „Gott aber sei Dank!“ – dieses Wort aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth steht über unserer diesjährigen 76. Wallfahrt zur Schmerzhaften Mutter in Telgte. Wir haben es ausgewählt, weil wir mit Dankbarkeit zurückblicken auf das, was wir mit Heimat und Familie verbinden, und weil wir in diesem Jahr insbesondere auf das Lebenswerk und den Dienst unseres Großdechanten Franz Jung mit großer Dankbarkeit blicken, der vor 40 Jahren seine Aufgabe als Großdechant für das Grafschaft Glatzer Gottesvolk übernommen hat – und damit so lange wie keiner seiner Vorgänger im Dienst ist. Die Hauptverantwortung hat er schon vor mehreren Jahren in jüngere Hände übergeben, aber bis heute ist er mit vollem Herzen und tatkräftigen Händen bei seiner Aufgabe. Auch er blickt mit unterschiedlichen Gefühlen auf diese Zeit zurück, auch mit Enttäuschungen, vor allem was den Rückhalt der Vertriebenenseelsorge in der Bischofskonferenz betrifft. Das Lebenswerk unseres Großdechanten umfaßt diese beiden Bereiche von Heimat: die Heimat der Orte und der Gedenkstätten, die Wallfahrten nach Telgte, Werl und zu den Gnadenstätten in der Grafschaft Glatz, auch die Verbindung mit denjenigen, die heute dort Verantwortung tragen; und die Heimat, die Menschen ausmachen, die vielen Gruppen unseres Grafschaft Glatzer Gottesvolkes, die er als Seelsorger begleitet hat, die Familien, denen er in Freude und Trauer nahe ist, die Seelsorge für Einzelne, besonders auch die Sorge um Priester und die Diakone, um die Ordensschwestern und Missionare, die er in der weiten Welt besucht hat. Und in all dem ist es die Heimat, die wir in Gott haben, die uns der Großdechant durch sein Wort und seine Predigten verkündet hat. Du, lieber Franz, kannst voller Dankbarkeit auf Dein Wirken als Großdechant zurückblicken, und wir tun es heute gerne dankbar mit Dir – in Dank vor Gott, der Dir die Kraft dafür geschenkt hat, und in Dankbarkeit gegenüber allen, die Dich dabei unterstützt haben. Diese Menschen im Pastoralrat, im Priesterkonsult, im Mitarbeiterkreis des Heimatwerks, in der Jungen Grafschaft, im Kreis Grafschafter Familien, in der Grafschafter Gemeinschaft und im Grafschafter Chor, die du immer wieder animiert, gestärkt und in die Arbeit einbezogen hast. Das ist für uns Anlaß zur Freude: Dein Wirken hat reiche Frucht gebracht. Und wir versprechen dir, daß wir Deine Anliegen weiter im Herzen bewahren und weitertragen wollen, dabei fest im Glauben stehen und Zeugnis geben von den Wurzeln, die uns nähren und tragen. Du mußt jetzt – in Deinem 87. Lebensjahr – nicht mehr viel reisen. Auch wenn die Kräfte nachlassen und die Beine nicht mehr so wollen, kannst Du dennoch ganz viel für Dein Grafschaft Glatzer Gottesvolk tun. Ich erinnere mich an den Pastor in meiner ersten Kaplanstelle in Oberhausen, der gerne sagte: Das Wichtigste, was ein Pastor tun kann, ist es, da zu sein. Das Wichtigste, was Du, lieber Franz, tun kannst, ist, weiterhin für uns da zu sein – im Gebet, im Gespräch, im telefonischen Kontakt. Damit stärkst und ermutigst Du uns, weiter miteinander auf dem Weg zu bleiben und selbst füreinander da zu sein. Dankbarkeit ist stets die Voraussetzung dafür, daß wir mit Zuversicht und Gottvertrauen in die Zukunft blicken können – und so auf dem Weg bleiben, der uns hin zum Ziel der ewigen Heimat führt, die Gott selbst ist.

Aus: Grafschafter Bote 10/2023

 

Ansprache zum Jubiläum des Großdechanten

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der 76. Wallfahrt der Grafschaft Glatz nach Telgte!
Als Vorsitzender des Heimatwerkes Grafschaft Glatz – vormals Pastoralrat – darf ich Sie und Euch ganz herzlich zur Andacht und Feierstunde aus Anlaß des 40jährigen Jubiläums von Prälat Franz Jung als Großdechant willkommen heißen. Besonders begrüßen möchte ich an dieser Stelle den Hausherrn, Propst Dr. Michael Langenfeld, der uns Grafschaftern alljährlich unsere Wallfahrt an vertrauter Stätte ermöglicht. Mein Grußwort gilt auch dem politisch Verantwortlichen der Stadt Telgte, Bürgermeister Wolfgang Pieper, und vor allem unserem heutigen Jubilar, Großdechant Prälat Franz Jung.
Lieber Franz! Wir feiern heute Dein 40jähriges Jubiläum als Großdechant der Gläubigen aus der Grafschaft Glatz und ihrer Nachfahren. Damit bist Du einsamer Rekordhalter, indem Du all Deine 13 Vorgänger seit 1810 sowohl an Dienstzeit als auch an Lebensalter übertroffen hast. All die Jahre und Jahrzehnte hast Du als Seelsorger und guter Hirte an der Seite des Grafschafter Gottesvolkes gestanden. Gäbe es mehr Priester Deiner Güte, würde es heute besser um die katholische Kirche in Deutschland stehen. In diesem Zusammenhang müssen wir auch mit Wehmut zur Kenntnis nehmen, daß Du der letzte Großdechant sein wirst, da nach Dir kein neuer mehr ernannt wird.
Aber dieser Umstand soll uns in diesem Augenblick nicht bekümmern. Es ist jetzt auch nicht meine Aufgabe, hier an dieser Stelle Deinen Lebenslauf nachzuzeichnen. Der dürfte vielen von Ihnen/Euch bekannt sein; er kann nachgelesen werden. Gestern Nachmittag erst ist Prof. Dr. Michael Hirschfeld in seinem Vortrag ausführlich auf ihn eingegangen (siehe Vortragstext). So möchte ich jetzt ein paar persönliche Worte an Dich richten: Wir kennen uns schon recht lange. Erstmalig sind wir uns bei der Woche der Begegnung der Jungen Grafschaft in Hardehausen 1971/72 begegnet. Als Gewächs aus der Grafschafter Jugend hast Du es Dir nicht nehmen lassen, die Junge Grafschaft immer wieder bei ihren Treffen mit Deiner Anwesenheit zu beehren. Dein Vortrag übrigens damals thematisierte das Bußsakrament, auch dazu ließe sich heute einiges Kritische anmerken. Als Großdechant Sommer 1983 plötzlich starb, kam die spannende Frage auf: Finden wir einen adäquaten Nachfolger? Drei Namen wurden gehandelt: Prof. Dr. Johannes Gründel, bedeutender Moraltheologe aus München, Dechant Johannes Adam aus Bünde/Herford und der KAB-Präses aus Münster, Franz Jung. Vielleicht war es dem Einfluß der Jungen Grafschaft zu danken, die Aufmerksamkeit der Deutschen Bischofskonferenz auf Dich gelenkt zu haben. Ungeachtet der Qualität Deiner Mitbewerber traf die Deutsche Bischofskonferenz aus heutiger Sicht die richtige Wahl, Dich mit Schreiben vom 29. September 1983 zum Kanonischen Visitator für die aus der Grafschaft Glatz stammenden Priester und Gläubigen mit dem Titel „Großdechant“ zu ernennen. „Ihre Aufgabe ist es, für das geistliche Wohl der Ihnen anvertrauten Priester und Gläubigen aus der Grafschaft Glatz Sorge zu tragen. Wenn auch mit Ihrem Amt keinerlei Jurisdiktion verbunden ist, hoffen die deutschen Bischofe doch sehr, daß Ihre Sorge und Mühe um die Glatzer Priester und Gläubigen reiche geistliche Frucht bringen wird.“ (Kardinal Joseph Höffner)
Ich glaube, mit Fug und Recht sagen zu können: Du hast diese Hoffnung der Bischöfe in den vier Jahrzehnten mehr als erfüllt. Als Fan des Laienapostolates ging es Dir darum, möglichst viele aus dem Grafschafter Gottes Volk in Deine Aufgabe einzubinden, als Du sehr schnell den Pastoralrat ins Leben gerufen hast. Nie wolltest Du einsam an der Spitze der Hierarchie stehen, sondern geistige Anstöße geben und daraus Aufgaben und Verantwortung möglichst breit delegieren. Ich glaube, ich darf für viele Beteiligte sprechen, wenn ich sage, es hat immer Freude bereitet, mit Dir zusammenzuarbeiten. In diesem Zusammenhang war sicherlich der Seligsprechungsprozess von extern Kaplan Gerhard Hirschfelder die Krönung.
Aber der Mensch Franz Jung definiert sich nicht nur über seine Rolle als geistliches Oberhaupt der Grafschafter. Wir kennen auch Deine Vorlieben und Hobbies. So hast Du zeitlebens viel Sport getrieben: Wandern, Skilanglauf, und besonders hat Dir seit frühester Jugend das Fußballspiel angetan. Noch heute fieberst Du mit Deinem Verein Borussia Dortmund und ärgerst Dich, wenn er mal wieder nicht Deutscher Meister geworden ist. Neulich sah ich zufällig eine Sendung, in der des Lebens des unvergessenen Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft, Uwe Seeler, gedacht wurde. An vielen Stellen mußte ich dabei an Dich denken, viele Parallelen ergaben sich. Er ist im selben Jahr wie Du geboren, und von der äußeren Gestalt ergeben sich gewisse Ähnlichkeiten. Er hielt seinem HSV die Treue, obwohl umfangreiche Angebote aus dem Ausland lockten, ebenso hast Du Deinen Grafschaftern immer die Treue gehalten, eine theologische Karriere lag Dir in Deiner bescheidenen Art fern. Wie ein guter Mannschaftsführer die Bälle geschickt verteilt und damit für einen guten Geist in der Mannschaft sorgt, so hast Du Dich als Großdechant immer um das Wohlergehen Deiner Dir anvertrauten Gläubigen gesorgt. Noch viele Parallelen ließen sich anführen. Als Fazit möchte ich Dir zurufen: Du warst 40 Jahre lang unser einzigartiger Mannschaftskapitän!
Es ist üblich, daß sich ein Jubilar ein Geschenk wünschen darf. Du hast Dir ein Buch gewünscht, in dem Dein Wirken und das der vielen Grafschafter von 1983 bis 2023 aufgezeichnet ist. Der kirchenhistorische Arbeitskreis, dem Michael Hirschfeld, Horst-Alfons Meißner, Reinhard Schindler, Manfred Spata und meine Wenigkeit angehören, haben Dir ein solches gewidmet, der Herausgeber Manfred Spata wird es Dir anschließend mit einigen Erläuterungen überreichen. Abschließend spreche ich wohl für uns alle, wenn wir Dir geistiges und körperliches Wohlergehen wünschen und daß wir im nächsten Jahr Dein 60. Priesterjubiläum feiern können.

Dr. Georg Jäschke

Aus: Grafschafter Bote 10/2023

 

Wallfahrtsplakat 2023PDF

Gott aber sei Dank!

1 Kor 15,57

 

76. Jahreswallfahrt
der Grafschaft Glatzer
zur Gnadenmutter von Telgte
25. und 26. August 2023

 

Freitag, 25. August 2023
16.00 Uhr Feierliche Vesper in der Wallfahrtskirche
16.30 Uhr Die Aufgaben des Großdechanten bis in die heutige Zeit
Referent: Prof. Dr. Michael Hirschfeld, Vechta
19.30 Uhr Andacht und Lichterprozession in oder um die Kirche
Predigt: Pater Hubertus Deuerling, Münster : „Wofür wir heute noch danken?“
 
Sonnabend, 26. August 2023
10.00 Uhr Festmesse mit Dr. Marius Linnenborn und Großdechant Franz Jung
sowie mit Konzelebranten „Dank der Heimatvertriebenen?“
14.30 Uhr Feierstunde aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums des Prälaten
Franz Jung als Großdechant und Schlussandacht mit sakramentalem Segen.
 
8.00 Uhr bis 9.30 Uhr Empfang des Buß-Sakramentes.
 
Liebe Landsleute und uns Verbundene,
bei aller Sorge um den Frieden und Klimaschutz bleibt da noch genug Platz zum Danken?
 
Dr. Marius Linnenborn
Präses des Heimatwerkes
Grafschaft Glatz e. V.
Dr. Georg Jäschke
Vorsitzender des Heimatwerkes
Grafschaft Glatz e. V.
 
Prälat Franz Jung, Großdechant

 

Grafschafter Wallfahrt in Telgte am 25./26. August 2023

Hinweise zur Telgter Wallfahrt 2023

Liebe Grafschafter und uns Verbundene, in der Juni-Ausgabe des Grafschafter Boten habe ich schon darauf hingewiesen, daß in Telgte bei der Wallfahrt am Sonnabend, dem 26. August 2023 der Wallfahrtstag in gewohnten Bahnen verläuft. Brot- und Wurstwaren werden wieder angeboten, es gibt die Erbsensuppe der Malteser, der Kaffeebetrieb im Pfarrzentrum wird laufen, und an Ständen finden Sie Verkaufsangebote. Am Stand des Großdechanten steht für die Messintentionen wieder eine Ablage bereit. Schreiben Sie bitte die Messintentionen auf und legen pro Messe 5,00 Euro bereit. Wir übersenden unseren Missionaren die Intentionen. Kuchenspenden werden von der Grafschafter Gemeinschaft gern entgegengenommen. Der Großdechant wünscht sich zu seinem Jubiläum keine persönlichen Geschenke, sondern lieber eine Gabe im Festgottesdienst am Sonnabend in der Kollekte für die Glatzer Missionare und die Grafschafter Arbeit.
Die einzige Ausnahme: Die Anbetungsstunde vom Ehepaar Barbara und Arnold Bittner entfällt, weil wir um 14.30 Uhr mit einer Feierstunde in der Kirche aus Anlaß des 40jährigen Jubiläums beginnen und mit dem sakramentalen Segen schließen wollen.
In der Feierstunde wird noch kurz das Jubiläumsbuch „Erinnerung und Versöhnung“ vorgestellt, das am Stand des Großdechanten im Pfarrzentrum zum Preis von 25,00 Euro erworben werden kann.

Franz Jung, Großdechant

Stand der Zentralstelle in Telgte

Die Zentralstelle Grafschaft Glatz/Schlesien e.V. wird auch in diesem Jahr wieder einen Stand bei der Wallfahrt in Telgte unterhalten. Wie üblich sind wir an der Straße neben der Kirche zu finden. Sie bekommen bei uns eine breite Vielfalt von Büchern, Anstecknadeln, Karten, Stofftaschen usw. Wir sehen uns in Telgte!

Grafschafter Bote

Großdechanten-Jubiläum

Bei der letzten Wallfahrt Ende August 2022 hatte ich angekündigt, mein 40jähriges Jubiläum bei der Telgter Wallfahrt am 29. August 2023 mit den Grafschaftern im Bürgerhaus in Telgte zu feiern.
Leider wird das Bürgerhaus bis in den Herbst 2023 renoviert, und so kurzfristig läßt sich in Telgte kein Ersatz-Saal finden. Wir werden die Nachmittagsandacht in der Propsteikirche in Telgte mit einer Feierstunde verbinden. Der normale Wallfahrtstag bleibt bestehen; es gibt die Erbsensuppe der Malteser, das Kaffeetrinken im Pfarrsaal findet statt, und die Verkaufsstände im Pfarrsaal laufen wie gewohnt. Am Verkaufsstand des Großdechanten wird das Buch über ihn angeboten: „Erinnerung und Versöhnung“, Beiträge zum Wirken von Großdechant Franz Jung für die Vertriebenen aus der Grafschaft Glatz von 1983-2023, herausgegeben von Manfred Spata, Preis 25,00 €. Wer es in Telgte mitnimmt, spart sich die Portokosten. Das Buch wird in der Doppelausgabe des „Grafschafter Boten“ von Pater Georg Galke, Glatz-Meppen vorgestellt. Das Buch kann auch vor der Wallfahrt beim Glatzer Büro, Ermlandweg 22 48159 Münster bestellt werden. Telefon-Nr. 0251/46114 oder per E-Mail: grossdechant (at) t-online . de. Wenn Gott mir das Leben weiter schenkt, darf ich 2024 mein Diamantenes Priesterjubiläum feiern, und das feiern wir bei der Wallfahrt 2024 im Bürgerhaus in Telgte.

Franz Jung,Großdechant

 

Telgter Wallfahrt 2023

 

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