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Heimatwerk Grafschaft Glatz
Heimatwerk Grafschaft Glatz e.V. (ehem. Glatzer Visitatur)

Minoritenkirche Glatz

Grußwort von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Erfurt

Betrachtung Ostern 2023

O Herr, Deine Auferstehung mir eröffnet hat des Grabes Tür

Auferstehungsdarstellung von 1656
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Auferstehungsdarstellung von 1656 in der St.-Petri-Kirche in Bosau von Maler Hans Welker aus Lübeck im volkstümlich naiven Stil.
Foto: Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

 

Schon zu Weihnachten 2022 hatte ich von einer Kirche berichtet, die im schleswig-holsteinischen Ort Bosau steht. Dort hatte der heilige Vicelin um 1151 eine Kirche zu Ehren des heiligen Petrus bauen lassen, die nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg um 1627 ihre heutige Gestalt gefunden hat. Zu dieser Kirche gehören auch Malereien an der Brüstung der Empore.
Eine Tafel zeigt ein österliches Motiv mit dem Untertext:
„O Herr, dein Aufferstehung mir, eröffent hatt des Grabes thür“ (so die Schreibweise).

Der Auferstandene steht auf dem Deckel der Grabkammer und ist von einem roten Tuch bekleidet. Die Wundmale bezeugen sein Leiden und seinen Kreuzestod. Die Siegesfahne mit dem Kreuz gilt als Triumphzeichen, wie es wohl bei Siegen von Armeen damals üblich war. Um den Auferstandenen herum ist ein Lichtschein zu sehen, der die neue Daseinsweise Jesu Christi andeuten will: Er ist in die Herrlichkeit des Himmels eingetreten. Die vier wachenden Soldaten verschlafen in diesem Fall die Auferstehung nicht, sondern wehren sich mit Schilden und Speeren gegen das Ereignis. Weil es ihnen wohl unheimlich vorkommt, dass ein Toter aus der Grabkammer heraustreten kann, nehmen sie die Position ein, die sie bei Gefahr gelernt haben. Verwunderlich ist, dass sie überhaupt etwas sehen, denn diese neue Wirklichkeit Jesu Christi entzieht sich eigentlich unserer Wahrnehmung mit den Augen, es sei denn, dass der Auferstandene sich zu erkennen geben will, wie er es ja auch nach der Auferstehung bei seinen Freunden und Freundinnen getan hat.

Der Text am unteren Rand des Bildes ist eine Feststellung und Bitte. Es wird festgestellt, dass die Auferstehung Jesu etwas mit mir zu tun hat. Die Tür des Grabes wurde durch Jesus Christus geöffnet und Auferstehung in die Ewigkeit ist möglich. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Es ist aber auch zugleich eine Bitte, dass diese neue Wirklichkeit des Himmels auch dem Betrachter und Beter geschenkt wird, denn darüber entscheidet letztlich der Auferstandene, der als Richter wiederkommen wird und uns persönlich in der Todesstunde das Urteil spricht, das dann am letzten Tag dieser Welt für alle bekannt wird. Wer in der Auferstehungsbotschaft eine Gefahr für Leib und Leben sieht, wird sich dagegen wehren wie die vier Soldaten. Wer in Dankbarkeit von der Auferstehung Jesu hört und erhofft, dass auch er oder sie Anteil daran erhält, wird in den Osterjubel eintreten.

An diesem Osterfest 2023 wünsche ich uns allen die Freude am Sieg Jesu Christi über den Tod.

In österlicher Freude grüßt Sie

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

 

Ostergruß 2023 von Präses Dr. Marius Linnenborn

Von Umbrüchen und Neuanfängen

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Foto von Pablo Heimplatz auf Unsplash

 

Auf allen Ebenen wird derzeit in der Kirche darüber nachgedacht, diskutiert und darum gerungen, wie es in Zukunft weitergehen soll. Auf der Ebene der Weltkirche hat Papst Franziskus einen Synodalen Prozess zur Bischofssynode initiiert, seit drei Jahren debattiert der Synodale Weg in Deutschland. Und auch in Diözesen und Pfarreien gibt es Gesprächsprozesse, die sich mit der Frage beschäftigen, wo sich die Kirche ändern und neu ausrichten muß, damit sie nicht aus der Gegenwart herausfällt und auch zukünftig ihren Auftrag erfüllen kann. An allen Ecken und Enden sind ja die Veränderungen gerade in der Kirche deutlich spürbar, und zumeist schmerzen und verunsichern sie uns.
Immer wieder kommt es im Leben zu Situationen, die uns vor diese grundlegenden Fragen stellen, im Großen wie im Kleinen, in der Gesellschaft wie in der Familie, in der Kirche wie im persönlichen Leben: Was muß ich bewahren, damit ich mich nicht selbst verliere und ich selbst bleiben kann? Wo sind Beständigkeit und Kontinuität notwendig, damit meine Identität bewahrt bleibt? Wo ist aber auch Veränderung nötig, wo muß ich Neues wagen, um unter gewandelten Bedingungen bestehen zu können?

Vielleicht erinnern Sie sich bei diesen Fragen an familiäre oder berufliche Veränderungen in der Vergangenheit. Oder Sie denken an den Umzug in eine Senioreneinrichtung, bei der solche Fragen anstehen. Oder Sie fühlen sich zurückversetzt in die Zeit der Vertreibung und des Neubeginns, die heftigste und schmerzvollste Umbrüche mit sich brachte.
Die Grafschaft Glatzer, die die Erfahrung des Verlustes der Heimat erlebt und trotz aller Schwierigkeiten den Neuanfang gemeistert haben, können für andere ein Beispiel geben, was in solchen Krisensituationen trägt. Für das Grafschaft Glatzer Gottesvolk ist es die Kraft, die wir aus unseren Wurzeln ziehen, gerade in stürmischen Zeiten. Der Halt im Vertrauen auf Gott und die Verbundenheit, die wir auch über Entfernungen spüren, geben uns Mut und Zuversicht in den gegenwärtigen Herausforderungen des Lebens und des Glaubens. Es reicht in solchen Situationen nicht aus, nur in die Vergangenheit zurückzublicken und dem Verlorenen nachzutrauern, sondern es gilt, sich der Gegenwart zu stellen und beherzt die neue Situation anzunehmen. Nur so ist die Verbindung zwischen gestern, heute und morgen möglich, nur so bleibt Lebendigkeit erhalten.

An Ostern feiern wir den denkbar größten Umbruch: den Übergang vom Tod zum Leben in der Auferstehung Christi. Zuvor mußte er aber durch die größte denkbare Krise des menschlichen Lebens gehen: Verrat und Verleugnung durch seine Jünger, Leiden, Verlassenheit und Tod am Kreuz. Bestehen konnte er dies nur im Vertrauen auf die Treue Gottes: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46). So kann Gott Neues wirken, Jesus aus dem Tod auferwecken und durch die Sendung des Heiligen Geistes die Kirche entstehen lassen. Der Blick auf diesen größtmöglichen Neuanfang und die Erinnerung an die Neuanfänge nach der Vertreibung mögen uns auch heute Zuversicht, Mut und Glaubensfreude schenken. Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen zu diesem Osterfest, verbunden mit guten Wünschen für eine gesegnete Feier der Auferstehung des Herrn!

Ihr Dr. Marius Linnenborn
Präses des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e.V.

 

 

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