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Heimatwerk Grafschaft Glatz
Heimatwerk Grafschaft Glatz e.V. (ehem. Glatzer Visitatur)

Minoritenkirche Glatz

Osterwort 2022 von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

„Aus der Erde auferstanden“

Bild des Gekreuzigten
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Bild des Gekreuzigten

Bei einer monumentalen Kreuzigungsgruppe des Erfurter Domes fehlte die Darstellung des Cruzifixus. Johannes und Maria, zwei gotische Skulpturen von jeweils über zwei Meter Größe, sollten im Jahr 1939 durch eine neue Darstellung des Gekreuzigten ergänzt werden. Der Gothaer Bildhauer Victor Embser wurde dazu beauftragt. Im Sommer 1939 stand jedoch der 2. Weltkrieg bevor. Im Protokoll des Dompropstes ist zu lesen: „Man merkte schon, dass etwas in der Luft liege.“ Es fehlte sogar an Holz, das dann doch noch für das monumentale Schnitzwerk beschafft werden konnte. Der Bildhauer wurde jedoch während seiner Arbeit am Christuskorpus durch die Regierung für andere Arbeiten dienstverpflichtet und Bombenangriffe machten die weitere Arbeit unmöglich. „Der halbfertige Christus musste vergraben werden, um ihn zu schützen“ – so lesen wir in den Aufzeichnungen des Dompropstes. Victor Embser kehrte unversehrt aus dem Krieg zurück. Die halbfertige Skulptur wurde ausgegraben und fertig geschnitzt. 1951 wurde sie im Dom angebracht und gesegnet. Sie ist damit ein echtes Auferstehungsbild: Aus der Erde auferstanden zu neuem Leben.

„Auferstanden“ – das war der erste Gedanke, als ich den Bericht über das Kunstwerk gelesen hatte. Es handelt sich zwar um ein Kunstwerk der Passion, aber der Gestus des Gekreuzigten, wie wir ihn hier sehen, ist bei Kreuzigungsdarstellungen nicht üblich. Christus scheint zu Maria im Verweis auf Johannes zu sagen: „Frau, siehe da deinen Sohn“. Dieses Wort Jesu am Kreuz deuten wir heute als einen Hinweis darauf, wie die Mutter Jesu zu uns, seiner Kirche, in Beziehung steht. Wir sind der Fürsorge Mariens durch Christus anvertraut.

Das Bild des Gekreuzigten lädt zum Vertrauen in die Sorge Christi um seine Kirche ein.

Wir werden in unserem Glauben durch Bilde geprägt. Wer an Ostern denkt, hat meistens auch ein konkretes Auferstehungsbild vor Augen. Es kann eine Ikone sein oder eine Skulptur als 15. Station des Kreuzweges. In einer Kirche in Erfurt ist es das Bild der 15. Station, auf dem die heilige Kaiserin Helena das durch sie aufgefundene Kreuz Christi zeigt. Die Kreuzauffindung und das damit verbundene Fest der Kreuzerhöhung wird durch das Kunstwerk des Bildhauers Victor Embser im Erfurter Dom aktualisiert. Das Kreuz ist und war nicht das Ende eines hoffnungsvollen Weges des Messias. Das Weizenkorn, das in die Erde gefallen ist, hat neues Leben gebracht. Mit Recht dürfen wir deshalb trotz aller Bedrängnis durch Schuld und Tod das Halleluja singen.

Tod und Auferstehung sind Wirklichkeiten, die wir durchleben müssen und dürfen. Das Osterfest 2022 hat einen eigenen Charakter, denn der Tod und die Todesgefahr standen uns in den letzten Monaten näher als sonst. Das Oster-Halleluja wird vielleicht etwas vorsichtiger gesungen, wenn wir an die Verstorbenen in unseren Pfarrgemeinden und in der ganzen Welt denken und in die Gesichter der Angehörigen schauen. Aber die Wirklichkeit des neuen Lebens mit Christus ist die gleiche Wirklichkeit wie immer, denn sie besteht in der Zusage Jesu, dass er für uns beim Vater im Himmel eine Wohnung mit unglaublicher Geborgenheit geschaffen hat.

Von Herzen wünsche ich gesegnete Ostertage!

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

 

Ostergruß 2022 von Präses Dr. Marius Linnenborn

Das österliche Wort des Friedens

Liebe Grafschaft Glatzer,
liebe Schwestern und Brüder,

da ich diese Zeilen Ende Februar schreibe, hat gerade der Krieg Russlands gegen die Ukraine begonnen. Was kaum jemand für möglich hielt, ist tatsächlich eingetreten: ein brutaler Angriffskrieg in Europa. Diese Nachricht macht uns traurig und wütend. Wenn Sie diesen Gruß lesen, werden die Kampfhandlungen hoffentlich beendet sein.

Die Bilder der russischen Angriffe auf ukrainische Städte und der verängstigten, verzweifelten und fliehenden Menschen haben in Ihnen wahrscheinlich Erinnerungen an eigene oder Ihrer Eltern Erfahrungen des Krieges und der Vertreibung hervorgerufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg dürfe so etwas in Europa nie mehr geschehen, das war unsere Hoffnung und Erwartung.

Nun ist es anders gekommen, und wir fragen uns, was wir in dieser Situation tun können. Wir wollen den Menschen in der Ukraine ja gerne unsere Solidarität zeigen, aber es bleibt uns letztlich nur das Gebet für sie und um das Ende der Gewalt und um Frieden.

Am Osterfest und dann noch einmal am Pfingstfest hören wir die Worte des auferstandenen Herrn an seine verängstigten Jünger, die sich hinter verschlossene Türen zurückgezogen hatten. Die ersten Worte, die Jesus spricht, sind nicht Worte des Tadels oder der Ermahnung, sondern ein Wort des Friedens: „Friede sei mit euch!“ (Joh 20,19). Dies ist das einzige Wort, das nach der Karfreitagserfahrung weiterhilft und die Augen zu öffnen vermag für das Handeln Gottes an seinem Sohn, für die Auferweckung aus dem Tod.

Dieses Wort wird hineingesprochen in die Erfahrung der Enttäuschung und der Trauer der Jünger angesichts des schmachvollen Kreuzestodes ihres Herrn. Und dieses Wort des Friedens spricht der Auferstandene auch angesichts der Erfahrung von Schuld und Versagen im eigenen Jüngerkreis, angesichts des Verrats des Judas, der Feigheit des Petrus, der Flucht fast aller Apostel und des Zweifels des Thomas (Joh 20,26).

Diesen Wunsch des Friedens sagt der auferstandene Herr heute unserer Welt, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit für die ganze Schöpfung sehnt. Er spricht es aber auch uns als seiner Kirche zu, die unter dem Versagen und der Schuld von Verantwortlichen in ihr und unter der Uneinigkeit bei der Suche nach dem Weg in die Zukunft leidet und sich nach Stärkung und Erneuerung im Glauben, nach Einheit und Versöhnung sehnt.

Dem Auferstandenen dürfen wir zutrauen, dass dieser Wunsch des Friedens nicht nur ein bloßes Wort bleibt, sondern konkret und Wirklichkeit wird. Aber dafür braucht er uns als seine Jüngerinnen und Jünger: unser Gebet und unser Bekenntnis zu ihm, unser Handeln aus dem Glauben und unser Bleiben in der Gemeinschaft der Kirche.

Ich wünsche Ihnen ein hoffnungsvolles und gesegnetes Osterfest und die stärkende Erfahrung der Nähe des Auferstandenen in Ihrem Leben!

Ihr Marius Linnenborn
Präses des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e.V.

 

 

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