Logo

Heimatwerk Grafschaft Glatz
Heimatwerk Grafschaft Glatz e.V. (ehem. Glatzer Visitatur)

Minoritenkirche Glatz

Osterwort 2021 von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

„Geborgenheit und Hoffnung“

Kolumbarium in der Erfurter Allerheiligenkirche
Zum Vergrößern hier klicken

Kolumbarium in der Erfurter Allerheiligenkirche
Bild: © Peter Weidemann in: Pfarrbriefservice.de

In der Allerheiligenkirche zu Erfurt wurde 2007 ein Kolumbarium eingerichtet. Die gotische Kirche besteht aus zwei Kirchenschiffen. Das rechte Kirchenschiff wird weiterhin als Gottesdienstraum für das Monatliche Totengedenken, für die Heilige Messe und für Andachten genutzt. Der barocke Hochaltar zeigt in seinem Altarbild die große Schar der Heiligen beim Lobgesang vor dem Thron Gottes. Im linken Seitenschiff sind 15 Stelen aufgestellt, die Platz für 630 Urnen bieten. Christen und auch Nichtchristen, die mit dem katholisch gestalteten Kirchenraum einverstanden sind, können hier einen Urnenplatz erwerben und für 20 oder auch mehr Jahre in dieser Kirche zum Gedenken an ihr eigenen Leben, aber grundsätzlich auch an Tod und Auferstehung einladen.

„Endlich konnte ich mit meinem Mann über das Thema ‚Tod‘ und ‚Sterben‘ sprechen!“ – sagte eine Frau, die sich mit ihrem Mann in der Allerheiligenkirche einen Platz erworben hatte. Die oft bekannte Sprachlosigkeit über diese beiden Themen wurde gebrochen, als das Angebot für einen solchen Urnenplatz durch die Domgemeinde unterbreitet wurde. Wenn dieser Kirchenraum den Gedanken an Geborgenheit und Hoffnung über den Tod hinaus vermitteln kann, dann besteht auch die Bereitschaft, darüber nachzudenken und mit größerer Zuversicht in die persönliche Zukunft zu schauen.

Dass unser Leben endlich ist, ist eine schwer zu verkraftende Tatsache. Daher müssen auch wir Christen die Trauer zulassen und gestalten. Das tun wir im Totengedenken und mit den christlichen Traditionen, wie sie sich in den verschiedensten Ländern und Kulturen entwickelt haben. Nicht alles passt zu unserer Art. Die meisten Menschen brauchen bei diesen Themen Stille oder gute Texte oder Musik. Wir sind traurig, wenn wir dazu keine Zeit haben. Leider war es in den letzten Monaten so, dass Angehörige keine Gelegenheit bekommen konnten, von ihren Verstorbenen in gebührender und bekannter Weise Abschied zu nehmen. Es ist dann hilfreich, dass es beim Totengedenken und Totengebet am Grab oder im Gottesdienst der Kirchgemeinde die Möglichkeit dazu gibt – auch Monate und Jahre später. Es ist immer hilfreich, wenn dann das persönliche Gebet durch eine christliche Gemeinde unterstützt wird. Anderen geht dann das österliche Halleluja besser über die Lippen als den trauernden Angehörigen. Das ist eine der Kostbarkeiten, die uns Christen geschenkt ist: die Gemeinschaft im Glauben, Hoffen und Lieben.

Tod und Auferstehung sind Wirklichkeiten, die wir durchleben müssen und dürfen. Das Osterfest 2021 hat einen eigenen Charakter, denn der Tod und die Todesgefahr standen uns in den letzten Monaten näher als sonst. Das Oster-Halleluja wird vielleicht etwas vorsichtiger gesungen, wenn wir an die Verstorbenen in unseren Pfarrgemeinden und in der ganzen Welt denken und in die Gesichter der Angehörigen schauen. Aber die Wirklichkeit des neuen Lebens mit Christus ist die gleiche Wirklichkeit wie immer, denn sie besteht in der Zusage Jesu, dass er für uns beim Vater im Himmel eine Wohnung mit unglaublicher Geborgenheit geschaffen hat.

Gesegnete Ostertage und ein mutiges Halleluja wünscht

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

 

Ostergruß 2021 von Präses Dr. Marius Linnenborn

Den Weg Jesu mitgehen
Ostererfahrungen 1946 und heute

In den Wochen dieses Frühjahrs jährt sich für die Grafschaft Glatzer zum 75. Mal die Vertreibung aus der Heimat und die Ankunft im neuen, unbekannten Lebensumfeld. Die Bewohner der Stadt Glatz, zu denen auch die Familie meiner Mutter gehört, mussten Anfang März ihren Wohnort verlassen und kamen nach einer mehrtägigen Fahrt in Viehwaggons im nordwestdeutschen Bereich in der Umgebung von Osnabrück an. Etwa sechs Wochen nach der Ankunft, am 21. April 1946, einem sehr späten Ostertermin, wurde am Ostersonntag das Fest der Auferstehung Christi gefeiert.

Ich stelle mir vor, dass die Vertriebenen nach den schweren Erfahrungen der vergangenen entbehrungsreichen Wochen und Monate den Weg Jesu in der Karwoche, seine Entäußerung und Erniedrigung am Kreuz, in besonders eindrücklicher Weise mitvollzogen haben und sich im leidenden Herrn selbst haben erkennen können.

Mit welchen Gefühlen haben die Grafschaft Glatzer an ihren neuen Wohnorten wohl die Karwoche und das Osterfest gefeiert? Sie mussten nicht nur ihr neues Lebensumfeld kennenlernen, auch ihre kirchliche und gottesdienstliche Heimat hatten sie verloren und mussten in der Fremde erst heimisch werden. Das Kirchengebäude am neuen Wohnort war ihnen noch fremd, in der Regel in einem anderen Stil gebaut und ausgeschmückt; sie mussten sich darin erst ihren Platz suchen. Häufig mussten sie weite Wege zur Messfeier auf sich nehmen, vor allem in den mehrheitlich evangelisch geprägten Gegenden. Manche Lieder im Gottesdienst waren ihnen wahrscheinlich erst einmal fremd, ebenso wie Osterbräuche in ihrem neuen Lebensumfeld.

Mit der Erfahrung des totalen Verlustes, aller Sicherheit und Geborgenheit, häufig auch dem Verlust geliebter Menschen, blickten sie auf den Gekreuzigten. Es ist ihnen danach sicher nicht leichtgefallen, die jubelnden und triumphalen Osterlieder mitzusingen. Nicht schon am dritten Tag, sondern erst ganz langsam konnten mit zunehmendem Einleben am neuen Ort, dem Entstehen neuer Kontakte und wachsender Anerkennung auch persönliche Ostererfahrungen entstehen. Sie konnten spürbar werden im gegenseitigen Zusammenhalt unter den Vertriebenen und in der Bereitschaft zu Vergebung und Versöhnung. Bereits im Juli 1946 fand schließlich in Emsbüren die erste gemeinsame Wallfahrt der Grafschaft Glatzer statt – für alle, die dabei waren, mag das eine österliche Erfahrung neuen Lebens gewesen sein.

75 Jahre später scheint uns in der Corona-Pandemie die Fastenzeit nun schon viel länger gedauert zu haben als seit dem Aschermittwoch. Menschen, die in Krankenhäusern, zu Hause oder in Senioreneinrichtungen das Alleinsein besonders stark spüren, können sich in die Verlassenheit Jesu intensiv einfühlen. Die Möglichkeit der Impfung gegen das Virus wird ja noch nicht gleich zu befreienden Ostererfahrungen führen.

Den Weg Jesu durch seinen Tod in die Auferstehung hinein mitzugehen, ist damals wie heute ein Weg des Vertrauens und der Hoffnung. Ich wünsche Ihnen, dass Sie an diesem Osterfest spüren können, dass der auferstandene Herr Ihnen in allen Situationen nahe ist und die Erfahrung neuen Lebens schenkt!

Ihr Marius Linnenborn
Präses des Heimatwerkes Grafschaft Glatz

 

 

zurück